Freitag, 29. Juni 2012

So klingt das Wochenende: BON IVER


Liebe Kerstin,

so, jetzt ist Schluss mit lustig! Nach unserem kleinen Ausflug ins Kabarett letzte Woche, bin ich heute wieder da, wo ich musikalisch (nicht immer, aber oft) hingehöre. In ruhigerem Fahrwasser. Bei den Traurigen, Nachdenklichen, Melancholischen… Ich mag das einfach!

Justin Vernon bzw. seine Band Bon Iver mögen inzwischen recht viele. Ich muss gestehen, dass ich mich nicht wirklich gut mit seiner Musik auskenne. Doch dann schlug das Sidebar Syndrom bei Youtube gnadenlos zu, und über hier einen Klick und dann dorthin weiter, wo mir dann wiederum das empfohlen wurde, landete ich bei diesem Song. Und wenn ich Rosamunde Pilcher wäre, würde ich schreiben „und dann stockte mein Herz für einen Moment“. Das Klavierspiel, die Stimme, die Intensität, der Text …. Wow!

Wobei meine Empathie hier nicht nur dem Liebenden, sondern in gleichem Maße der zu lieben Versuchenden gehört. Das hat dann jetzt aber weniger mit Bon Iver als mit mir zu tun.
Und führt mich einmal mehr zu der Frage: haben Kettkar Recht, wenn sie singen „Liebe ist nicht, was du fühlst,Liebe ist das, was du tust“? Für mich ergibt sich daraus die Frage: lege ich zuviel Wert aufs Fühlen? Sollte ich einfach mal tun (und ergibt sich das Fühlen dann? (sorry, das ist eher ein Selbstgespräch gerade hier, musst du keine Antwort darauf suchen)

Wahrscheinlich sollte ich mich lieber ein bisschen in die Sonne setzen, statt hier über den Songs von traurigen Männern zu brüten. Die ist nur so selten da diesen Sommer…
Aber du hast mir ja mal versprochen, dass ich mir all diese Fragen irgendwann eh nicht mehr stellen werde. Das will ich natürlich nicht anzweifeln. Zur Sicherheit schick ich der Rosamunde aber einfach auch gleich mal ne Mail und ordere 1x Happy End. ;-)

Liebe Grüße, schon wieder ganz fröhlich.
Emmi

BON IVER – I Can’t Make You LoveMe



Weiterhören:
Perth
Blood Bank

Liebe Emmi,
Danke. Dieser Song passt perfekt zu diesem Sonntag. Nach zwei anstrengenden Tagen mit viel Inspiration und wenig Schlaf sitze ich in einem Café in Köln, draußen fallen die ersten Regentropfen und ich warte auf einen Freund, den ich sicher 20 Jahre nicht gesehen habe. Da kann man schon mal melancholisch werden und sich ein paar Gedanken machen über die Liebe und das Leben. Darüber, was war und was hätte sein können.

Fazit: Es kommt wie es kommt. Und die Dinge unterliegen nur zum Teil unserm Einfluss. Manches kann man einfach nicht ändern. Schicksal? Großes Wort! Zufall? Mir persönlich zu profan. Rückblickend allerdings ist meist alles irgendwie gut. Oder zumindest für irgendetwas gut. Vielleicht ist das aber auch nur unsere Schwäche und Menschlichkeit und wir trösten uns mit diesem Gedanken und halten uns daran in schweren Stunden fest.

Kann man versuchen, jemanden zu lieben? Wenn man es versuchen muss, ist es vermutlich schon zu spät. Gefühle sind da oder sie sind nicht da. Können wir versuchen, glücklich zu sein oder traurig oder zufrieden? Man kann versuchen, sich auf die Dinge zu konzentrieren, die einen glücklich machen. Dann öffnet man dem Glück die Türen und es hat es leichter, mal spontan bei dir vorbeizuschauen. Aber der krampfhafte Versuch, den Tag mit dem Vorsatz zu beginnen "Heute bin ich dann mal glücklich" wird zwanghaft frustrierend enden. Es sind die Umstände, die entscheiden, ob du glücklich bist. Frage dich also, was dich glücklich macht und ändere die Umstände so, dass es passt. Macht dich das Leben auf dem Land glücklich? Dann bestelle den Umzugswagen! Macht dich jetzt ein Eis glücklich? Kauf dir eines.

Aber wie mache ich, dass ich jemanden liebe? Ich kann versuchen, mich auf die Dinge zu konzentrieren, die ich an ihm liebe und an den meisten Menschen gibt es Dinge, die liebenswert sind. Konzentrier dich auf sein schönes Lachen, die Art, wie er für dich da ist, den Tonfall seiner Stimme, wenn er sich über etwas freut. Hilft nicht? Du bist immer noch nicht verliebt? Dann musst du wohl die "Umstände" ändern, in diesem Fall also den Menschen. Es ist aber das Wesen der Liebe, dass sie annimmt und nicht verändern will. Deshalb kannst du nicht versuchen, jemanden zu lieben. Du kannst aus dem Falschen keinen Richtigen machen. Das liegt nicht in deiner Macht. Du bist nicht schuld daran. Du hast das nicht versaut. Da gab es auch nichts zu entscheiden. Das Leben hat das entschieden. Hör auf gegen Windmühlen zu kämpfen und freue dich darauf, was das Leben noch so auf Lager hat für dich. Die Zukunft liegt vor dir. Du wirst sie nicht sehen, wenn du dich ständig umdrehst und nach hinten guckst.

Ich freue mich schon auf den Tag, wo du uns hier mit Liebesliedern verstrahlen wirst.
Hab einen schönen Sonntag.
Kerstin


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