Freitag, 17. Juni 2011

Geschenke sind das Gewürz auf den Ritualen

Der Genussgipfel hat ein Geschenk bekommen. Sarah hat alles zusammengesucht, was ihm gut stehen könnte und ein wunderhübsches Begrüßungsbild für ihn gemacht. Und ich habe mich so sehr darüber gefreut. Dankeschön!



Eigentlich wollte ich euch später noch etwas zum Thema Rituale schreiben. Wie wichtig ich sie finde und wie sie dem Leben so ein angenehmes Gerüst vermitteln. Sie sind so etwas wie ein Treppengeländer - zeigen die Richtung auf, und ab und an, wenn einem etwas schwindelig wird vom Leben, kann man sich daran festhalten. Rituale sind Halt, sind im positiven Sinne ein Stützkorsett des Alltags, sind vertraut und sind Heimat.

Als ich vergangenes Jahr ganz allein 2000 Kilometer geradelt bin, von Flensburg bis in mein neues Zuhause in Tirol, war ich berauscht vom Gedanken an die absolute Freiheit. Morgens aufwachen und der Tag liegt mit allen Chancen vor mir. Kein Büro, keine Termine, keine Verantwortung. Recht schnell habe ich gemerkt, dass mir der Halt fehlte. Ich hätte diese Fahrt nicht durchgestanden, sie körperlich, aber auch mental nicht geschafft, wenn ich keine Rituale gehabt hätte. Nach 20 Kilometern: Trinkpause. Nach 50 Kilometern: Proteinriegel knabbern. Am Abend das Rad in einer bestimmten Reihenfolge entladen. Dann Eiweißshake, dehnen, Dusche. Telefonieren mit dem Liebsten. Bloggen. Ab ins Bett. 

Hier in Tirol sind mir meine kleinen Rituale besonders wichtig. Denn sie helfen mir, mich zu Hause zu fühlen und geben meinen umgewohnten Leben als Freiberuflerin einen angenehmen Anflug von Struktur.  Mein Frühstück mit Quark und Müsli und Zeitung. Yoga nach dem Aufwachen. Die Liste ließe sich unendlich verlängern.

Ach, ich liebe Rituale. Aber ich würde sie hassen, an ihnen ersticken, sie aus meinem Leben verbannen, wenn es nicht die kleinen Überraschungen zwischendurch geben würde. Ein Anruf oder eine Mail, die mich aus dem Konzept bringt. Ein Tag, vom Leben auf den Kopf gestellt, der keinen Platz für  Rituale hat. Oder eben ein Geschenk. Ein Geschenk ist das perfekte Gewürz oben auf den Ritualen. Man hält es in der Hand. Man freut sich, das jemand an einen gedacht hat. Man schüttelt es vorsichtig, schnüffelt zaghaft daran und versucht zu erraten, was wohl dir sein könnte. 

Ach, ich liebe Geschenke. Und deshalb freue ich mich so, dass der Genussgipfel ein Geschenk bekommen hat. Eine Überraschung, bevor er überhaupt Rituale entwickeln konnte. 

Und was sind eure Rituale? Bitte schenkt mir eure Gedanken. Ich brauche neue Überraschungen. 

Mittwoch, 15. Juni 2011

Sakura oder von der Vergänglichkeit einer Schlagzeile

"Japan strahlt rosarot und niemand wird sich dieses Jahr dafür interessieren". So oder so ähnlich lautete der Satz, den ich kurz nach dem Erdbeben in einer deutschen Zeitung las.


Ein Satz, der mich erschreckt hat. Weil er zeigt, wie schnell sich Prioritäten verschieben. Prioritäten einer Nation, vielleicht sogar Prioritäten der Menschheit. Erschreckt hat er mich aber auch, weil hier ein Journalist entweder sehr zynisch mit den Worten spielte oder so unsensibel war, dass er nicht bemerkte, was er dort schrieb.

Das einzige, was zu diesem Zeitpunkt in Japan noch rosarot war, waren die Kirschblüten. Sakura. Ein Wort, das schon nach ganz viel Glück und rosarot klingt. Die Blütezeit der Kirsche symbolisiert in Japan die verschiedenen Stufen des Lebens. Die Kirschblüte verkörpert das Aufblühen und die Schönheit des Daseins bis hin zur Vergänglichkeit und dem Tod. In Massen strömen die Japaner und zahlreiche Touristen in die Parks und Gärten, um Hanami, das Kirschblütenfest, zu feiern. In diesem Jahr war sicher niemandem nach Picknick und feiern zu Mute. Aus rosarot war über Nacht grau geworden. Das Symbol des Lebens war schon tot, als es noch in voller Blüte stand.



Vor ein paar Tagen las ich wieder über Japan in der Zeitung. Es war ein Dreizeiler. "Kernschmelze bestätigt. Jetzt ist es offiziell: Die Kernaufsichts-behörde bestätigt die Kernschmelze in den Reaktoren 1 bis 3 des japanischen AKW Fukushima." Ein Satz, der mich erschreckt. Die Prioritäten haben sich  verschoben. Zehn Tage stehen die Kirschbäume in voller Blüte, bevor sie zu Bodensatz werden, für den sich niemand mehr interessiert. Zehn Tage. Für eine gute Schlagzeile ist das offenbar eine halbe Ewigkeit.

Montag, 6. Juni 2011

Es prickelt, prickelt, prickelt wieder



Sommer in Berlin. Die Sonne scheint auf meine Lider und brennt bunte Bilder auf meine Netzhaut. Vorsichtig öffne ich die Augen und sehe grün. Ich sitze mitten im Park, im wunderhübschen Nola`s am Weinbergpark, um genau zu sein. Und dann nehme ich einen tiefen Schluck aus meinem Glas und spüre, wie es prickelt: Rhabarberschorle. So schmeckt der Sommer in Berlin.

So schmeckt der Sommer in Berlin? Falsch. So schmeckte der Sommer in Berlin. Oder besser: So schmeckte mein Sommer in Berlin. Sicher schmeckt er noch immer so, nur leider nur noch den anderen. Denn ich sitze gerade fast tausend Kilometer davon entfernt, in einem kleinen Städtchen mitten in Tirol und dort hat man von der zentralen Bedeutung einer Rhabarberschorle für den perfekten Sommer leider noch nichts gehört.



Nun könnte man verzweifeln. Oder sich auf den Winter freuen, wenn Berlin im berühmten Nebel versinkt und hier die Sonne auf die Piste knallt. Oder man besorgt sich schnell ein paar Kilo Rhabarber und holt sich das heiße Zeug eben selbst ins Haus. Und wenn man dann, wie ich, keine Kohlenhydrate mag, dann wird der Saft auch noch zuckerfrei. Hat eben alles seine Vorteile.




Rhabarbersaft mit
Sukrin:

4 Kg Rhabarber

500 gr Sukrin

2 Vanilleschoten

2 Zimtstangen

2 l Wasser


Den Rhabarber putzen und in möglichst kleine Stücke schneiden. Mit Wasser übergießen, aufgeschlitzte Vanilleschoten, Zimtstangen und Sukrin hinzufügen und 20 Minuten kochen.


Hänge ein Geschirrtuch in ein Sieb und gebe den Rhabarbersud hinein. Ordentlich mit dem Kochlöffel durchdrücken und anschließend gut auswringen, um keinen Tropfen des edlen Gebräus zu verschenken. Den Saft nochmal aufkochen und sehr heiß in vorher ausgekochte Flaschen oder Gläser abfüllen.


Zurück bleibt übrigens ein Haufen faseriger Abfälle, die ich sofort Richtung Biomüll verschiffen würde. Mein Liebster möchte aber morgen einen Kuchen damit machen. Ballaststoffbombe, sagt er. Pappmaché, sage ich. Wer wird wohl Recht behalten? Wetten werden noch angenommen.