Mittwoch, 30. November 2011

Heißklebepistolencowboy

Einmal im Jahr werde ich zum Cowboy: Ich ziehe meine Pistole und schieße scharf. Nur steckt die Waffe in der Werkzeugkiste statt im Halfter und statt Kugeln oder einer fetten Ladung Schrott tropft nur heißer Klebstoff raus. Trotzdem liebe ich meine Heißklebepistole und ich wünschte, ich hätte eine Idee wie ich sie jahreszeitenunabhängig nutzen könnte.

Klebt sie nicht alles herrlich fest? Haltbar und trotzdem im Notfall reversibel? Unsichtbar oder, wie mit meiner neuen goldenen und silbernen Munition, sogar mit dem Extra-Glitter-Effekt? Ich liebe den Geruch des geschmolzenen Kunststoffs. Und sogar die Anhänglichkeit, mit der sie, im Eifer des Gefechts, ihre Klebefäden an meine Finger und gern auch Haare schmiegt, sehe ich als echten Liebesbeweis. Trotzdem nutze ich die Süße nur einmal im Jahr - wenn ich meinen Adventskranz montiere.

Glücklich ist, wer, wie wir in diesem Jahr, zwei Häuser besitzt: ein "Herrenhaus" mit ganz viel Braun und Beige und ein weißes Shabby-Cottage mit einem Hauch von Pastell. So konnte ich das Date mit meiner Pistole so richtig auskosten und zwei Kränze zusammenschießen: Mit Silber der eine, der andere mit Gold. Mit Hirsch der eine, der andere mit Schwein. Mit Braun der eine, der andere mit Pink.



Dienstag, 29. November 2011

Adventskalender mit Preopening

Was den Liebsten und mich verbindet, ist (unter anderem natürlich) unsere Reaktanz. Verbiete uns was, und du kannst sicher sein, dass wir es gerade deshalb tun werden. Gib uns eine Regel und wir werden sie brechen. Das haben wir immer schon so gemacht? Ein guter Grund, es endlich zu ändern.

Deshalb musste ich letztes Jahr sehr lachen, als ich ihm seinen ersten Adventskalender schenkte. Er konnte nämlich so gar nicht begreifen, warum man das erste Türchen nicht am ersten Advent öffnen durfte. Und das kam mir so verdammt bekannt vor: Ich hatte mich schon als Kind darüber geärgert und finde es absolut unlogisch.

Regeln sind also dazu da, gebrochen zu werden. Für unlogische Regeln gilt das umso mehr. Die Folge: ein Adventskalender mit Preopening. 24 plus 4 Geschenke für noch mehr Tage mit glückstrahlenden Augen.


Das Brett habe ich übrigens bei einem Waldspaziergang auf dem Boden gefunden. Es ist sogar ein Herz auf der Rückseite eingeritzt. Wenn das mal kein gutes Omen ist. Mit stark verdünnter weißer Acrylfarbe gestrichen. 24 Nägel eingeschlagen.

Die Säckchen habe ich aus Ikea-Stoff genäht und mit kleinen Ösen zum Aufhängen versehen. Die Nummern auf Leinwand ausgedruckt, zugeschnitten und mit einem goldenen Schneeflockenstempel verziert. Die Päckchen fürs Preopening sind passend dazu eingepackt und mit dem DYMO Labelwriter beschriftet. Oh, ich liebe mein goldenes DYMO-Tape. Und meinen Liebsten, den liebe ich auch.

Montag, 28. November 2011

Was an mir genagt hat...

Nein, ich bin nicht so unzuverlässig, wie meine regelmässigen Blogauszeiten vermuten lassen. Wenn ich meinen armen kleinen Genussgipfel so jämmerlich vernachlässige, wenn es hier eine Sendepause gibt, wenn eigentlich ganz groß TESTBILD auf der Startseite stehen müsste, dann hat das meistens einen guten Grund.

In diesem Fall lag es (natürlich) an der Arbeit. Es lag daran, dass ich ein paar Tage in Berlin und der alten Heimat Niedersachsen war. Es lag an meinen ausführlichen Weihnachtsvorbereitungen, von denen ich euch unbedingt in den nächsten Tagen berichten muss und es lag im Besonderen an dieser Geschichte, die ich euch jetzt erzählen werde. Nehmt euch einen Keks (nein, besser keinen Haselnusscookie). Setzt euch auf die Couch. Das könnte etwas länger dauern.

Was würdet ihr denken, wenn ihr an einem schönen Morgen aus eurem Bett krabbelt und unter der Decke zwei Haselnüsse findet? Also, ich dachte mir am Morgen noch nicht so viel dabei. War da jemand in meinem Haus? Blödsinn! Bin ich Aschenbrödel? Nein, dann müssten es drei Nüsse sein. Gegen Mittag fing ich dann an, einen Zusammenhang zwischen den Geräuschen, die ich seit einigen Wochen in meinen Wänden zu hören glaubte, und den Nüssen herzustellen. Eine Maus in meinem Bett? Horrorgedanke! Der Vermieter erklärte mich auf charmante Art und Weise zu einem hysterischen deutschen Stadtmädchen. Er hat das so nicht gesagt, aber man sah es ihm an. Und ich beruhigte mich ein wenig, schlief aber wirklich schlecht in den nächsten Nächten.

Bis ich ein paar Tage später 40 Nüsse in meiner Kommode fand. An den verschiedensten Stellen angesammelt: Zwischen meiner Unterwäsche, in meinem Ballettschuh, in den Socken. Ein paar unschöne kleine Köttel waren auch darunter und ein dicker gelber Fleck auf einer weißen Mütze. Spätestens da war es vorbei, mit meiner Laune. Kampfansage Nummer 1: Eine Mausefalle wurde besorgt, mit Apfel und Nutella befüllt .... niemand interessierte sich dafür. Derweil wurde das Poltern in den Wänden immer lauter: Meine Maus schien jeden Abend zum Bowling zu gehen, denn so klang es, wenn sie wohl ihre Nüsse durch die Gegend rollte.


Bild von hier

Zahlreiche Experten wurden befragt, das Internet ausführlich studiert und nach Abschluss der Recherchen war ich sicher: Mein Mitbewohner ist ein Bilch. Ich taufte ihn liebevoll auf den Namen Nusshard von Bilch, wartete sehnsüchtig auf den Beginn seines Winterschlafes und versuchte mich bis dahin in Rache. Kampfansage Nummer 2. Wenn er mich nachts um den Schlaf brachte, dann tat ich das eben am Tag. Ich räucherte mein Haus mit Weihrauch aus, weil er das wohl hasst, bis ich mich fühlte wie im Petersdom. Ich spielte via You Tube Eulengeräusche ein, sein Fressfeind Nummer 1. Leider vergeblich. Schon lange schlief ich entweder beim Liebsten oder in meinem Haus auf der Couch. Denn weder meine Nerven noch meine Ohren ließen mich noch zur Ruhe kommen.

Wenn nichts mehr hilft, hilft Shopping. In einem meiner Lieblingsblogs  entdeckte ich diese entzückenden Karten von lecanotrouge. Seitdem hängen Eichhörnchen und diverse andere Nagetiere über meiner Couch. Bilche und Mäuse waren nicht im Angebot. Mein Verhältnis zu meinem Mitbewohner verbesserte das nur unwesentlich.



Bilder von hier

Es wurde frostig draußen. Trotzdem wachte der Kerl regelmässig bei Einbruch der Dunkelheit auf und spielte mit seinen Bowlingkugeln...ähhh...Haselnüssen. Irgendwann war ich unglücklich genug, um mein schlechtes Gewissen zu ignorieren: Der Junge muss ausziehen, auch wenn es mitten im Winter ist. Kampfansage Nummer 3. Die kleine Mausfalle wurde gegen das große Rattenmodell umgetauscht. Statt Äpfeln wurde mit Haselnüssen gelockt. Er plünderte die Fallen geschickt, verschwand dann aber wieder in den Tiefen meines Kachelofens. Einmal grinste er mich noch frech durch die Lüftungsschlitze an, als ich nach der Falle schauen wollte. Und dann griff ich zur Waffe: zur Heißklebepistole, um genau zu sein. Mit der festgeklebten Haselnuss am Auslöser der Falle wurde auch dieser kleine Verbrecher nicht fertig. Am nächsten Morgen saß er in der Falle. Und entpuppte sich als ganz normale Maus. Zuvor hatte er noch meine Hausschuhe zerlegt. Die Perlen daran hielt er wohl für eine neuen Züchtungserfolg der Haselnussgärtner.

Das Mäuschen bekam einen Gratisausflug aufs Land. Wir suchten ihm einen Heustadl am Waldrand aus und setzen ihn dort mit seinem Nussvorrat aus. Ich war so glücklich. Mein Haus wieder ganz in meiner Hand. Bis am Abend wieder die Bowlingbahn geöffnet wurde. Drei Mäuse haben wir seitdem gefangen und zur Familenzusammenführung ins Tal hinaus gebracht. Nun blieb die Falle das ganze Wochenende leer. Ich lausche seit drei Stunden, wann die Nüsse wieder rollen. Aber bisher blieb es stumm. Ich spreche Beschwörungsformeln und bete und klopfe auf Holz. Ist das hier nun wieder ein Singlehaushalt? Mein Singlehaushalt? Ich hoffe es so sehr!