Donnerstag, 20. Oktober 2011

Buchstabensalat á la Austria: C wie Kemie, Kina, Kirurgie

Kommt man beim "Stadt, Land, Fluss" zum C, ist man doch eigentlich noch sehr entspannt. China, Chemnitz, Chemielaborant - das C führt keinesfalls zum Kahlschlag auf dem Spielplan. Ja, man fürchtet das X und das Y. Aber das C? Pah, das C ist Kinderkram.


Bild von hier

Umso mehr wunderte ich ich, als ich beim Buchstabensalat á la Austria bereits beim dritten Buchstaben des Alphabets mitten in einer Wortfindungsstörung landete. Meine Bibel, das Wörterbuch des österreichischen Deutsch, hat für den Buchstaben C ganze zwei Seiten vorgesehen. Zum Vergleich: Beim B konnte ich auf 28 Seiten aus dem Vollen schöpfen. Butzen, büseln, burren, Buschenschank - das B ist eine prall gefüllte Wundertüte für Wortfetischisten und Fans der Sprache, die die Österreicher mit einer gewissen Ignoranz als Deutsch bezeichnen.

Stellt sich die Frage: Was hat das C den Österreichern angetan? In erster Linie können sie es nicht sprechen. Denn kommt das C in Kombination mit seinem besten Freund H daher, erzeugt es einen Laut, der in einer alpenländischen Kehle offenbar zu Verknotungen führt. Chemie, China, Chirurgie - all diese Worte verunstalten sie, indem sie aus dem unschlagbaren Team CH ein profanes K machen. Kein Wunder, dass sie diesen Buchstaben am Liebsten aus dem Alphabet streichen möchten. 



Anders sieht es aus, wenn das C sich als Franzose tarnt: Vom Chauffeur über die Charge bis zur Chanteuse. Sie adoptieren herzlich gern Wörter aus dem Land des Eifelturms. Ein bisschen orientieren sie sich da wohl an der Form des C: Während sie sich in Richtung Frankreich und Italien in Sachen Sprache gern öffnen, gehen sie bei den Piefkes lieber in Deckung und halten abweisend ihren runden Buckel hin. 

Gern rümpft man auch noch die Nase, wenn die Deutschen sich an einem französischen Wort versuchen. Das bleibt selbst dem Duden nicht verborgen: 

"Chance: wird österr. ohne Endungs-e ausgesprochen und deutlich genäselt. Gegen die in D übliche Aussprache besteht eine emotionale Abneigung."

Vielleicht fehlt uns Deutschen aber wirklich das Franzosen-Gen? Denn obwohl in meinen Adern zur Hälfte französisches Blut fließt, wunderte ich mich soeben, um welches mir unbekannte Lebewesen es sich wohl bei dem Cafetier handelt. Dabei verleiht man hier dem Kaffeehausbesitzer ganz einfach ein wenig Pariser Chic. 




Ein schönes Wort habe ich dennoch für euch gefunden: Chefitäten - die Führungsschicht. Wann werden die Chefitäten Österreichs begreifen, das ein Land das C nicht vernachlässigen sollte? Die Zeit ist reif für eine Petition

7 Kommentare:

  1. das ist ja mal sehr interessant zu lesen! :-) werde mich mal mehr für das 'c' einsetzen... liebe grüsse aus österreich, von einer Christina mit C

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  2. Danke, Ihr Beiden. Und Kri....ääähm...Christina, ich freue mich, dass die Petition schon wirkt und das C einen neuen Unterstützer hat. ;-)

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  3. haha, ja klar! :-) obwohl bei uns hier in tirol das 'Kkkk' einfach immer ein bisschen im hals steckenbleibt. ;-)

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  4. Christina, du bist Tirolerin? Wie cool ist das denn? Gefühlt sind doch alle Blogs irgendwie in Berlin, Hamburg und maximal noch Wien beheimatet. Freue mich! Und muss mir dann mal ganz dringend deinen Blog in Ruhe anschauen.

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  5. oh das freut mich! ich bin ursprünglich noch westlicher beheimatet, seit über 3 jahren jedoch in tirol wohnhaft. :) die blogs hier im westen sind leider sehr dünn gesäht (gefühlsmässig)

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  6. ach ja übrigens, dünn gesät! ohne (-h) :)

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