Sonntag, 20. Januar 2013

So klingt das Wochenende: MORCHEEBA

Liebe Emmi,

ich liebe Rituale. Jeden Morgen die Zeitung lesen, Yoga machen und eine kleine Dankbarkeitsübung. Samstags mit dem Liebsten ganz dekadent am Mittag einen fetten Döner essen und Silvester rote Unterwäsche tragen. All diese Dinge geben dem Leben Struktur. Aber noch schöner ist es fast, wenn man die Rituale ab und an auf den Kopf stellt und es ganz anders tut als sonst. Das machen wir heute, denn im Gegensatz zu sonst schreibe ich dir zuerst eine Mail. Das liegt zwar daran, dass du heute keine Zeit hast und ich morgen nicht - ist aber eine willkommene Abwechslung vom gewohnten Ablauf unseres kleinen musikalischen Wochenendrituals.

Okay, eigentlich müsste ich jetzt dir einen Song vorschlagen. Aber weil das für mich eine zu große Aufgabe wäre, hast du mir noch kurz verraten, was du ausgesucht hast, als du schon auf dem Weg zum Bahnhof warst. Und ich muss sagen: gute Wahl!

MORCHEEBA - "Rome wasn`t built in a day"




Eine Hymne für die Ungeduldigen unter uns. Gerade sehr passend für mich und ich glaube, auch für dich. Einfach mal die Füße still halten. Abwarten. Sehen, wie die Dinge sich entwickeln. Darin bin ich eine ganz große Niete. Erstens bin ich eine große Anhängerin der unmittelbaren Bedürfnisbefriedigung, so dass ich bei schönen Dingen nicht warten kann. Ich möchte JETZT die Pizza haben, JETZT in die Sauna, JETZT diesen tollen Film sehen und JETZT hören, dass ich geliebt werde. Noch schlimmer ist es aber fast, bei den weniger schönen Dingen. Bei den Dingen, wo etwas in der Schwebe ist. Wo ein grauer Nebel über allem liegt und man nicht weiß, wohin der Weg führen wird. Werde ich den neuen Job kriegen? Ruft der Freund, mit dem ich gestern gestritten habe, wohl noch mal an? Das ist für mich ganz schwer auszuhalten. Am Liebsten möchte ich dann immer sofort selbst eine Entscheidung treffen: Dann nehme ich den Job halt nicht und suche mir etwas anderes. Dann kann der Freund mir gestohlen bleiben. Alles nur, damit die Unsicherheit verschwindet. Aber: Rome wasn´t built in a day. Bitte erinnere mich daran, wenn ich es wieder vergessen sollte.

Liebe Grüße

Kerstin




Liebe Kerstin,

wie schön, auch mal zuerst Post zu bekommen. Auch ich liebe meine Rituale - z.B. am Wochenende lange auszuschlafen und mir dann einen Kaffee zu kochen und nochmal ins Bett zu kriechen und zu lesen - , aber es ist auch spannend, mal ungewohnte Wege einzuschlagen. Von daher kam mir dein Vorschlag, mir aus meiner (Zeit-)Patsche zu helfen sehr recht!

Dass dir der Song gefällt, freut mich! Mir war einfach danach, mal aus meiner typischen Herbstmusikschiene auszubrechen. Etwas Leichteres, Beschwingteres zu finden, ich hatte Lust auszugehen und vielleicht sogar zu tanzen. Morcheeba sind dafür perfekt, finde ich! Und so habe ich nach ewig langer Zeit mal wieder die Alben "Big Calm" und "Fragments Of Freedom" rausgesucht und damit meinen Freitagabend eingeläutet.

Dass "Rome Wasn't Built In A Day" auch noch inhaltlich gut an die Thematik unseres letzten Songs - Unsicherheit aushalten etc. - anknüpft, war das Sahnehäubchen. Ich glaube, da ticken wir ähnlich: auch mein zweiter Vorname ist leider Ungeduld. Es treibt mich schier in den Wahnsinn, wenn ich nichts tun kann, um den Lauf der Dinge zu beeinflussen. Aber manchmal hilft der Turbogang einfach nicht weiter. In einem Song von Tina Dico gibt es die schöne Zeile: "Sometimes the fastest way to get there, is to go slow." Das sollte ich mir mal an den Spiegel pinnen, um mich wieder runterzuholen, wenn die JETZT ODER NIE-Pferdchen wieder einmal mit mir durchgehen. Einatmen, ausatmen. Und einfach mal das Ruder abgeben. Den Dingen Zeit geben, sich zu entwickeln. Denn vielleicht mögen die anderen ja auch mal Steuermann/-frau sein und nicht immer nur Passagiere?!

Wir erinnern uns da gegenseitig dran, okay?

Hab eine wunderbare Woche!

Liebe Grüße, Emmi

 



1 Kommentar:

  1. hach, big calm war damals teil eines meiner rituale. musik an, ganz entspannt fertig machen, 1 glas rotwein und dann ab auf die piste .... :)
    schön!

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