Liebe Kerstin,
… immer noch kein richtiger
Frühling hier im Norden. Ständig ist mir kalt, und das, obwohl ich teilweise
noch im Wintermantel durch die Gegend laufe. Aber es gibt Songs, bei denen wird
mir zumindest schlagartig warm ums Herz. So wie beim Duett der dänischen
Sängerin Tina Dico mit dem Isländer Helgi Jonsson. Ich weiss, es ist furchtbar
abgedroschener Musik-Promoter-Sprech und man darf so ne blöde Floskel
eigentlich gar nicht verwenden, aber wenn ich den beiden zuschaue und zuhöre,
krieg ich tatsächlich jedes einzelne Mal Gänsehaut… Tja, es lebe das Klischee!
;-)
Hab übrigens lange überlegt,
welchen Song von Tina ich dir hier ans Herz legen sollte. Mein Einstieg in ihre
Welt erfolgte mit „Count To Ten“, das sie bei „Ina’s Nacht“ zusammen mit der
Moderatorin trällerte. Wahrscheinlich sollte man den zuerst hören, doch dieses
zugleich so zarte und doch kraftvolle Duett mit Helgi, der zum einen Musiker in
ihrer Band und zum anderen ihr Freund ist, ist einfach noch einen Tick
bezaubernder (für mich).
Ich bin ja eh ein großer Fan von Radio-Akustik-Sessions.
Mich hat es immer sehr fasziniert, wie Künstler es schaffen, bei solchen
Auftritten, die immerhin zumeist live ausgestrahlt werden, auf den Punkt genau
„da“ zu sein. Toll! Und Tina & Helgi (der übrigens letztes Jahr auch ein
sehr schönes Album veröffentlicht hat) schaue ich einfach unwahrscheinlich gern
beim Singen zu. Was mich fast wundert, denn eigentlich bevorzuge ich
normalerweise Musikgenuss ohne optische Untermalung. Aber die beiden sind
einfach sowohl optisch als auch stimmlich ein klasse Paar!
Und ich mag Tina’s Texte. Die
sind weder platt noch konstruiert. Sie stellt Fragen und in Frage, so ein
suchendes Vorwärtstasten und –drängen. Genau meins.
„… and if you don’t care for what has been,
does it mean that you don’t care what’s coming next?” Mir fällt grad
auf, dass ich Menschen, die die richtigen Fragen stellen, viel lieber mag als
die, die die Antworten wissen....
Ich wünsche dir ein
sonnenverwöhntes Wochenende! Und wenn das gelbe Ding am Himmel streikt, legst
du einfach ein gutes Album auf!
Liebe Grüße, Emmi
TINA DICO & HELGI JONSSON „No Time To Sleep“
Weiterhören:
„Count To Ten“
„Sacre Coeur“
Liebe Emmi,
dieses Wochenende klangt vor allem nach einem: nach Migräne. Sorry, dass ich erst jetzt dazu komme, deinen Musiktipp unter die Menschen zu bringen. Ich war leider lahmgelegt und mein Ipod auf stumm geschaltet.
Würde man das Gewitter im Kopf wirklich hören können, so klänge es vermutlich nach Zwölftonmusik. Oder zumindest nach Heavy Metal. Auf jeden Fall laut und ziemlich schmerzhaft. Da lobe ich mir doch Frau Dico und Herrn Jonsson. Die machen doch eindeutig die sanfteren, schöneren Töne.
Dass sie das auch noch vor einem Radiomikrophon hinbekommen, so ganz ohne Publikum und ohne viel Schnickschnack drumherum - das finde ich auch ziemlich großartig. Jeder, der schon mal vor so einem Teil saß und das nicht täglich tut, kennst das kratzende Gefühl in der Kehle, wenn das Aufnahmelicht im Studio angeht. Man kann sich kaum vorstellen, dass man auch nur einen einzigen Ton rausbringt. Da auch noch singen? Für mich völlig undenkbar. Aber als Journalistin muss man ja Gott sei Dank im Radio maximal reden. Was in meinem Fall auch eine Gnade für die Hörer ist.
Was man allerdings muss als Journalistin, oder besser was man darf, ist Fragen stellen. Das habe ich immer als absolutes Privileg empfunden. Es ist so zu sagen der perfekte Freifahrschein für Neugierde und man muss ganz schön aufpassen, dass man im Privatleben nicht auch ständig mit tausend Fragen um sich schießt. Aus dieser Erfahrung heraus, schätze ich auch Menschen, die kluge Antworten geben. Aber du hast natürlich Recht: Eine Frage kann einen in persönlichen Dingen sehr weiterbringen. Wenn es die richtige Frage ist. Die richtige Frage zum richtigen Zeitpunkt. Und dazu gehört viel Gespür und Feingefühl: Sonst können Fragen auch zu Waffen werden. Grenzüberschreitend, verletzend, vielleicht sogar unverschämt.
Komm gut durch die Woche, liebe Emmi. Es soll ja warm werden und vielleicht begegnet dir ja bereits der erste Sommerhit.
Liebe Grüße
Kerstin
PS: Tina und Helgi - wirklich ein schönes Paar. Stellt sich mal wieder die Frage, ob es ein Geschenk oder eine Plage ist, mit dem Liebsten auch beruflich verflochten zu sein. Eine Frage, die ich für mich persönlich noch nicht beantworten kann.
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