Montag, 4. März 2013

So klingt das Wochenende: Agnes Obel


Liebe Kerstin,

zuerst einmal möchte ich mich ganz herzlich bei K. bedanken, der mich netterweise letzte Woche hier vertreten hat. Und das auch noch mit einem so wunderschönen Song und einer so berührenden Geschichte dazu. Mir war nicht nach reden zumute an diesem Wochenende, aber es tat gut, am Sonntag abend hier reinzuschauen, euren liebevollen Austausch zu lesen und die Tränen zu weinen, die sich bei mir aufgestaut hatten.

Mittlerweile habe ich meine Worte wiedergefunden. Ich habe mir ein paar Antworten geholt, die alles andere als das waren, was ich mir zu hören gewünscht hätte. Aber Gewissheit, auch traurige, ist immer noch besser als diese diffuse Ahnung: hier stimmt was nicht. Von daher – vielleicht nicht alles gut, aber zumindest in Ordnung.

Auch bei dir schwappen die Wellen des Lebens gerade etwas höher, habe ich das Gefühl. Deshalb nehme ich dich musikalisch heute mit ans Wasser. Ich liebe es ja, am Wasser spazieren zu gehen. Sei es nun hier in meiner Stadt an der Elbe entlang oder rund um die Alster oder aber irgendwo direkt am Meer. Für mich sind das perfekte Orte, um nachzudenken. Um den Kopf durchpusten zu lassen, Traurigkeit abzuladen, loszulassen und mich zu erden. Es ist einfach so beruhigend zuzusehen, wie die Wellen ans Ufer schlagen. Mal ruhig und gleichmäßig, dann wieder wild und tosend. Oder flussaufwärts (oder –abwärts?) zu schauen und zu spüren: alles fließt, alles bewegt sich. Leben ist Veränderung. Aber es geht immer weiter.

Egal, wie hoch die Wellen sein mögen: Du kannst schwimmen! Vertrau darauf!

Feste Umarmung,
Emmi

AGNES OBEL –“Riverside”




Liebe Emmi, 

das ist ein wunderschöner Song und ich bin, seit ich Agnes Obel mal zufällig vor deiner Zeit hier für meinen Blog entdeckte, ein bisschen verliebt in sie. Schön, jetzt wieder ein Lied von ihr auf den Ohren zu haben. Und noch schöner, dass du deine Worte und ein paar Antworten (wieder) gefunden hast. Ich kann dich gut verstehen: Zu wissen, dass man seinem Bauch vertrauen kann und sollte, ist sehr erleichternd. 

Wasser ist auch mein Element. Das Meer ist meine große Liebe aus Kindertagen. Die Berge kamen erst sehr viel später dazu und sie wirken vielleicht auch bis heute nicht ganz so reinigend auf mich. Wenn gar nichts mehr geht, dann fahre ich an die Nordsee. Am Liebsten im Herbst oder Winter. Dann lass ich den Wind meinen Kopf frei pusten und wenn der Blick ins Unendliche geht und die Wellen beruhigend murmeln, ist alles wieder gut. 

Leider ist die Nordsee gerade sehr weit weg. Und so lief ich am Wochenende sehr spät noch durch den Wald. Ich hatte mich ein wenig verirrt, so dass die Dunkelheit schon hereinbrach, als ich endlich aus dem Unterholz auftauchte und den Weg am Fluss vor mir liegen sah. Und da kam es dann auch, dieses "Alles ist gut"-Gefühl. Nur meine Schritte auf dem letzten Schnee, mein Atem und das Rauschen des Wassers. Und im Hintergrund sangen die Vögel das letzte Lied des Tages. Fast euphorisch, weil sie wohl spüren, dass es Frühling wird. 

Ja, das Leben ist Veränderung. Und ich mag das. Sehr. Nach dem Winter kommt der Frühling. Nach dem Ende ein neuer Anfang. Nach den Tränen ganz viel Lachen. Man muss nur im Fluss bleiben. Sich treiben lassen im Strom des Lebens. Und vertrauen: auf die Jahreszeiten und auf den Bauch. Und darauf, dass man schwimmen kann. Kannst du das Ufer schon sehen?

Grüße vom Inn an die Alster

Kerstin


1 Kommentar:

  1. Marie-Madeleine7. März 2013 um 19:09

    Was für ein wunderschönes Lied! Agnes Obel kannte ich bisher nicht - vielen vielen Dank für den tollen Tip.

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