Mittwoch, 20. März 2013

So klingt das Wochenende: BOY, OF MONSTERS AND MEN und I AM KLOOT



Liebe Kerstin,

wir haben Jubiläum!!! Schon ein Jahr ist es jetzt her, dass du mich gefragt hast, ob ich in deinem Blog mitmachen mag, und ich dir zum ersten Mal einen Songtipp geschickt habe. Ryan Adams war das, mit seiner Version von „Wonderwall“.

Seither gab es tatsächlich fast jeden Woche einen neuen Song. Unglaublich, wie schnell die Zeit vergangen ist. Und noch immer macht es mir wahnsinnig viel Spaß, meine CD-Sammlung zu durchforsten, auf Youtube nach neuen Künstlern zu suchen oder Empfehlungen von Freunden zu testen. Egal, was das Leben gerade für mich bereit hält an Schönem und Traurigem, an Herausforderungen, Fragen, Aufgaben, an Jubel und an Niederlagen: Musik ist bei mir immer dabei. Sie untermalt oder übertönt, lässt mich lachen, weinen, tanzen und vor allem spüren, dass ich am Leben bin.

Meine Lieblingssongs mit dir zu teilen, ist für mich ein wunderbares Ritual geworden. Und falls du der Schwemme noch nicht überdrüssig geworden bist: ich hätte da noch ein paar auf Lager…  Für ein weiteres Jahr bestimmt. ;-)

Für die Jubiläumsausgabe hab ich dir heute ein kleines Tonsträusschen zusammengestellt.

Hab ein tolles Wochenende,
Emmi

BOY – “Little Numbers”



OF MONSTERS AND MEN – “Slow and Steady”




I AM KLOOT – “From Your Favourite Sky”



Liebe Emmi, 

wäre ich ein Mann, der seiner Frau erst vier Tage später zum Hochzeitstag gratuliert, würdest du mich jetzt vermutlich verlassen. Ich hoffe, in unserer Konstellation ist das zwar doof, aber kein Trennungsgrund! ;-)

Also erstmal: Glückwunsch zum einjährigen Aufenthalt auf dem Genussgipfel. Wie schön, dass es sich hier gibt. So ist der Genuss wenigstens nicht nur aufs Essen beschränkt. Ich liebe deine Musiktipps und sie berühren mich meist auf ganz besondere Art und Weise. Was ja kein Zufall ist, sondern deinem Einfühlungsvermögen angerechnet werden muss. Mein Leben wäre ein ganzes Stück leerer ohne dich und deine Kolumne hier. Und mein Ipod erst. Wir brauchen dich, meine liebe Emmi. Lass uns anstoßen auf ein weiteres gemeinsames Jahr.

Auch wenn ich jetzt erst zum Antworten komme - begangen habe ich unser Jubiläum sehr stilvoll. Ich saß auf einer Terrasse am Tegernsee. Der Blick schweifte in die Ferne und ich genoss den Anblick dieses Sees, der zwischen all dem Schnee wunderbar glitzerte. Die Sonne schien auf meine Nase. Und dabei hörte ich deine Jubiläumssongs und war verdammt glücklich in diesem Augenblick.

Wie immer ist dir eine tolle Mischung gelungen. Von Boy hast du meinen Lieblingssong erwischt. "Slow und steady" geht es dann weiter. Im wahrsten Sinne des Wortes. Beruhigend und zum Träumen und Durchatmen. Und dann kommt mit dem "Favourite Sky" noch ein kleiner Trommelwirbel zum Schluss. Willkommen im siebten Himmel der Musik. 

Ein Wochenende ohne Emmi ist wie ein Konzert mit zu viel Ohropax in den Gehörgängen. Viel zu leise. Ich wünsch mir mehr davon. Noch ein Jahr und noch eines und vielleicht noch eines. Und einen guten Vorsatz habe ich auch: Am Ende unseres zweiten Jahres will ich eine Nacht mit dir in deiner oder meiner Küche gesessen haben, bei einem guten Wein und ganz viel Musik. Lass uns das versuchen, okay?

Danke!
Ich schick dir eine Jahrestags-Umarmung in den Norden

Kerstin

Dienstag, 12. März 2013

So klingt das Wochenende: AMOS LEE


Liebe Kerstin,

du hattest ja eine bewegte und bewegende Woche, wie mir scheint. Und auch am Wochenende musikalisch noch einiges vor dir, wie du mir schon verraten hast. Ich schick dir mal einen kleinen Rettungsanker-Song, nur für den Fall der Fälle. Es gibt ja heutzutage Mini-Mini-Kopfhörer, fällt also kaum auf, wenn du dich notfalls aus dem gebotenen Programm ausklinkst und dir stattdessen deine Lieblinsgwochenendsongs aus den vergangenen Wochen und Monaten anhörst. ;-)

Amos Lee hat mir vor vielen Jahren ein Exfreund zum ersten Mal vorgespielt. „Keep It Loose, Keep it Tight“ war gleich das erste Lied auf dem Album und brannte sich irgendwie direkt ein bei mir. Auch aufgrund einiger Textzeilen, die ich sehr mag. „I’m in love with a girl, who’s in love with the world“ – obwohl wir uns ja noch gar nicht persönlich kennen, fand ich das sofort passend für dich. Denn du bist verliebt in die Welt und verliebt in das Leben. Siehst Veränderungen als Chance und Herausforderung und geht’s mutig deinen Weg, auch wenn du noch nicht abschätzen kannst, wohin er dich führen wird. Wie wunderbar!

Ich wünsche dir ein lebendiges Wochenende mit allen Zutaten, die du dir wünschst!

Liebe Grüße aus dem hohen Norden,
Emmi

P.S. „There is so much more in love than black and white, gotta keep it loose now, child, gotta keep it tight...” *woerrechthathaterrecht*

AMOS LEE – „Keep It Loose, Keep It Tight“


Liebe Emmi,

ich las deine Mail tatsächlich genau in dem Moment als eine doch recht lärmende Vorgruppe mir auf diesem Konzert auf die Ohren und die Nerven ging und musste sehr sehr lachen. Bin zwar nicht soweit gegangen, mir die Stöpsel des Kopfhörers heimlich in die Ohren zu stopfen, aber meine Laune stieg auch ohne den Rettungsanker-Song gleich in unerwartete Höhen. Was für ein Kompliment von dir. Danke, das tat und tut sehr gut, denn in der Tat ist mein Leben gerade sehr in Bewegung.

Verliebt ins Leben - ja, das bin ich wohl. Ich mag es, wenn die Dinge sich bewegen. Ich mag Begegnungen, Veränderungen und Menschen, die das Glitzern in den Augen haben. Und so freue ich mich auch, dass nach nun mehr als zwei ruhigen Jahren in den Bergen beruflich und auch darüber hinaus überall spannende Optionen aufblitzen. Ich liebe es, wieder viel zu tun zu haben und viel unterwegs zu sein. Und ich hasse es, den Genussgipfel so zu vernachlässigen. Sorry an alle meine lieben Leser: Ich schaffe es momentan nicht öfter, aber es kommen sicher auch wieder andere Zeiten.

Du kennst meinen Lieblingssatz, aber ich zitiere ihn hier auch noch mal: Das Leben besteht aus einer Aneinanderreihung von UND und nicht von ODER. Den schenkte mir ein sehr kluger Mann in sehr schwierigen Zeiten. Ein paar Jahre ist das her und mir gelingt es immer besser, diesen Satz mit Leben zu füllen. 

Ich muss nicht ständig Entscheidungen treffen. Ich kann Dinge auch einfach mal stehen und passieren lassen. Und so liebe ich die Berge UND ich mag die große Stadt UND ich arbeite wieder viel UND ich liebe meinen Sport UND UND UND. Nur wird mir gerade sehr klar, dass man zwar viele Facetten zulassen und leben kann, aber man für jeden Neuanfang auch etwas loslassen muss. Und das Loslassen, das tut bei aller Vorfreude weh. Wie gut, dass ich jetzt einen Song für diese Momente habe. Und eine Freundin wie dich, die mich zwar nicht kennt UND die mich doch so gut kennt. 

Wie schön, dass es dich gibt!

Eine Umarmung aus dem frühlingshaften Tirol in den verschneiten Norden!

Kerstin

Montag, 4. März 2013

So klingt das Wochenende: Agnes Obel


Liebe Kerstin,

zuerst einmal möchte ich mich ganz herzlich bei K. bedanken, der mich netterweise letzte Woche hier vertreten hat. Und das auch noch mit einem so wunderschönen Song und einer so berührenden Geschichte dazu. Mir war nicht nach reden zumute an diesem Wochenende, aber es tat gut, am Sonntag abend hier reinzuschauen, euren liebevollen Austausch zu lesen und die Tränen zu weinen, die sich bei mir aufgestaut hatten.

Mittlerweile habe ich meine Worte wiedergefunden. Ich habe mir ein paar Antworten geholt, die alles andere als das waren, was ich mir zu hören gewünscht hätte. Aber Gewissheit, auch traurige, ist immer noch besser als diese diffuse Ahnung: hier stimmt was nicht. Von daher – vielleicht nicht alles gut, aber zumindest in Ordnung.

Auch bei dir schwappen die Wellen des Lebens gerade etwas höher, habe ich das Gefühl. Deshalb nehme ich dich musikalisch heute mit ans Wasser. Ich liebe es ja, am Wasser spazieren zu gehen. Sei es nun hier in meiner Stadt an der Elbe entlang oder rund um die Alster oder aber irgendwo direkt am Meer. Für mich sind das perfekte Orte, um nachzudenken. Um den Kopf durchpusten zu lassen, Traurigkeit abzuladen, loszulassen und mich zu erden. Es ist einfach so beruhigend zuzusehen, wie die Wellen ans Ufer schlagen. Mal ruhig und gleichmäßig, dann wieder wild und tosend. Oder flussaufwärts (oder –abwärts?) zu schauen und zu spüren: alles fließt, alles bewegt sich. Leben ist Veränderung. Aber es geht immer weiter.

Egal, wie hoch die Wellen sein mögen: Du kannst schwimmen! Vertrau darauf!

Feste Umarmung,
Emmi

AGNES OBEL –“Riverside”




Liebe Emmi, 

das ist ein wunderschöner Song und ich bin, seit ich Agnes Obel mal zufällig vor deiner Zeit hier für meinen Blog entdeckte, ein bisschen verliebt in sie. Schön, jetzt wieder ein Lied von ihr auf den Ohren zu haben. Und noch schöner, dass du deine Worte und ein paar Antworten (wieder) gefunden hast. Ich kann dich gut verstehen: Zu wissen, dass man seinem Bauch vertrauen kann und sollte, ist sehr erleichternd. 

Wasser ist auch mein Element. Das Meer ist meine große Liebe aus Kindertagen. Die Berge kamen erst sehr viel später dazu und sie wirken vielleicht auch bis heute nicht ganz so reinigend auf mich. Wenn gar nichts mehr geht, dann fahre ich an die Nordsee. Am Liebsten im Herbst oder Winter. Dann lass ich den Wind meinen Kopf frei pusten und wenn der Blick ins Unendliche geht und die Wellen beruhigend murmeln, ist alles wieder gut. 

Leider ist die Nordsee gerade sehr weit weg. Und so lief ich am Wochenende sehr spät noch durch den Wald. Ich hatte mich ein wenig verirrt, so dass die Dunkelheit schon hereinbrach, als ich endlich aus dem Unterholz auftauchte und den Weg am Fluss vor mir liegen sah. Und da kam es dann auch, dieses "Alles ist gut"-Gefühl. Nur meine Schritte auf dem letzten Schnee, mein Atem und das Rauschen des Wassers. Und im Hintergrund sangen die Vögel das letzte Lied des Tages. Fast euphorisch, weil sie wohl spüren, dass es Frühling wird. 

Ja, das Leben ist Veränderung. Und ich mag das. Sehr. Nach dem Winter kommt der Frühling. Nach dem Ende ein neuer Anfang. Nach den Tränen ganz viel Lachen. Man muss nur im Fluss bleiben. Sich treiben lassen im Strom des Lebens. Und vertrauen: auf die Jahreszeiten und auf den Bauch. Und darauf, dass man schwimmen kann. Kannst du das Ufer schon sehen?

Grüße vom Inn an die Alster

Kerstin


Sonntag, 24. Februar 2013

So klingt das Wochenende: RACHEL YAMAGATA



Ein paar erklärende Worte vorab, denn wir haben einen neuen Gastautor hier. Emmi hat sich eine kleine Auszeit genommen. Es gibt Zeiten im Leben, da weckt Musik zu viele Emotionen. Da muss es einfach mal still sein im Kopf. Und damit unser Wochenende trotzdem nach etwas klingt, habe ich Karsten gefragt, ob er einspringen mag. Und er hat ja gesagt! Was mich stolz und glücklich macht, denn er ist der Mann, mit dem das alles begann. Es war mal unsere kleine, ganz private Tradition, dass er mir am Wochenende einen Song servierte und mir damit mein Wochenende versüßte. 


Liebe Kerstin, 

Es ist ganz leise hier. Dunkel. In der Küche klappert Geschirr.
Gleichmäßig. Auf dem Bildschirm
 vor mir bewegt sich ein kleines weißes Flugzeug über diversen Blautönen. Dunkelblau, marineblau, manchmal auch fast babyblau. Reiseflughöhe. Ein absurder Begriff. Einer der suggeriert, dass es die normalste Sache der Welt sei, die Nacht in 11.000 Kilometern Höhe mit ein paar Hundert Menschen zu verbringen. Nacht? Irgendwo ist es jetzt Nacht. Hier drinnen ist es nur dunkel. Und ganz leise. 


Ich bin unentspannt. Das war ich in den letzten Tagen oft. Geradeso den Flieger bekommen. Am Flughafen noch ein Meeting. Als sich die Tür hinter mir schließt, der Flugmodus ein- und die vielen Anrufer ausgeschaltet werden, erreicht mich wieder diese Angst. Wie oft hatte ich mir bereits geschworen, nie wieder ein Flugzeug zu betreten? Eine rhetorische Frage. Die Antwort hätte viele Nullen. 


Ich spüre meinen Puls im Hals, ich höre mein Herz schlagen, spüre diesen Schweiss. Ich atme schnell. Die Dame mit der tollen Uniform merkt das, sie lächelt und fasst mir, als ich mich hingesetzt habe, auf die Schulter. Ganz leise sagt sie mir etwas ins Ohr. Es soll beruhigen. Nutzt nichts. Sie lächelt trotzdem und nickt dabei leicht. Als wolle sie mir Kraft spenden. Du schaffst das! Ich glaube an Dich! 


Dann beginnen die Rituale. Ich arbeite die alle in der richtigen Reihenfolge ab. Es beginnt mit TAVOR und endet mit: Noise-cancelling headphones, iPhone an die Ladebuchse, Musik, Interpreten, Racheal Yamagata, "Elephants", Wiederholungsbutton an. Ja. Nur dieser eine Song. Immer und immer wieder. Die nächsten sechs Stunden lang. Oder sind es acht? Neun? Egal. Es ist dieser Song, der macht, dass mir nichts passiert. Ich werde irgendwann aufwachen, weil es wieder ganz schlimm wackelt, ich werde die Musik noch lauter stellen. Und er wird mich beschützen. So viele Jahre macht er das bereits. 


Außerhalb von Flugzeugen darf er so gut wie gar nicht laufen. Ich habe Angst, dass er seine Kraft verliert. Nur manchmal. Wenn alles ganz schlimm ist, läuft er zum Einschlafen. Und wirkt. So wie jetzt: Ich muss die Augen schließen, ich werde nicht aufstehen müssen, ich habe nichts getrunken, ich liege, TAVOR wirkt, das Piano auch. Und die Stimme. Ihre Stimme. Der Song ist der bewährte Schutzengel, Rettungsanker, Psychopharmaka - er ist alles. Ohne ihn wurden bereits Flüge verschoben und Flugzeuge wieder verlassen. Über ihn wurde noch nie gesprochen. Oder geschrieben. 


Wir sind gleich da. Ich bin wach, die Musik ist aus, die Dame mit der tollen Uniform blinzelt mir zu. Sie ist bestimmt stolz auf mich. So wie eine Mutter auf ihren Sohn, der gerade sein Schwimmabzeichen gemacht hat. Die ihn vorher fest umarmt hat und ihm, bevor er in das Chlorwasser sprang, ins Ohr flüsterte, dass sie ihm gerade diesen unsichtbaren Schwimmreifen umgehangen hat. Es könne ihm also gar nichts passieren. Er muss nur schwimmen. Er braucht keine Angst zu haben. Der unsichtbare Ring passt auf ihn auf. Mein Ring ist unsichtbar. Man kann ihn nur hören. Seit Jahren. Für Jahre. In 4 Tagen wird er mich wieder durch eine durchgeflogene Nacht bringen. Und er wird mich auch dieses Mal beschützen. Ganz bestimmt!

Liebe Grüße. Ich umarme dich. k.

RACHEL YAMAGATA, Elephants



Rachael Yamagata weiterhören? Nach dem unfassbar fantastischen Album "Elephants - Teeth sinking into heart" unbedingt das Album "Chesapeake" hören. Der erste Song dort: "Even If I Don´t". Wenn es morgens mit dem Aufstehen nicht klappt, macht dieser Song, dass sofort alles gut wird. Alles.

Lieber Karsten, 

weißt du, wie schön es ist, dich hier zu lesen? Hier, an meinem besonderen Ort.  Und in Emmis und meiner kleinen Musikkolumne, die es nicht geben würde, wenn es dich nicht geben würde. Denn du hast irgendwann begonnen damit, die Musik in mein Leben zu bringen. Das, was dein Leben ist, was so oft deine Worte ersetzt, wenn sich deine Lippen nicht bewegen wollen, mir zu schenken. Fast immer weißt du dann genau, welcher Song mir gefallen wird. Auch wenn für mich selbst kein Muster zu erkennen ist, in meinem Musikgeschmack. Du kennst mich so gut, über all die Jahre, dass sicher die Hälfte meines Ipods mit "deiner" Musik gefüllt ist.

Und schon immer liebte ich auch deine kleinen Geschichten zu den Songs. Ich war gespannt, wie es sein würde, wenn du sie hier erzählst. Und ich bin gerührt und beeindruckt, dass du uns so tief in deine Seele schauen lässt. Solche Blicke lässt du nicht allzu oft zu. Die meisten Menschen, die dir so täglich begegnen, die kennen nur den lustigen Karsten. Den, der immer in Eile ist. Der von Termin zu Termin hetzt, immer erfolgreich ist, selbstbewusst und auf den ersten Blick auch ein bisschen arrogant. 

Als wir uns vor 13 Jahren das erste Mal begegnet sind, hast du mir auch deine schwache Seite ganz kurz gezeigt. Und es ist genau dieser Zug an dir, der dich so liebenswert für mich macht. Ich mag dich dafür, dass du so bist wie du bist: so stark und so mutig und so aktiv und so lustig UND ganz ganz selten und nur gegenüber wenigen Menschen trotzdem schwach und beschützenswert. Dann wird mein Herz ganz weit und ich möchte dich fest in den Arm nehmen und für immer auf dich aufpassen. Wenn ich es nur könnte, würde ich jeden Kilometer, den du im Flieger verbringst, neben dir sitzen und deine Hand halten. Kann ich aber nicht. Und deshalb bin ich froh, dass es Rachel gibt und sie dich beschützt. 

Über diesen Song wurde noch nie geschrieben oder gesprochen? Danke, dass du es hier und heute tust. Mir hast du den Song, ohne die Geschichte dazu, vor ein paar Monaten schon geschenkt. Ich versuche mich zu erinnern, in welcher Situation das war. War es nicht in Bregenz in dieser speziellen Nacht? Ich hoffe, dass sie dich dort nicht beschützen musste, denn wenn ich an deiner Seite bin, dann ist das mein Job. ;-)

Ich schicke dir eine dicke Umarmung über den großen Teich und ganz viel Mutmach-Gedanken für den bevorstehenden Rückflug. Schön, dich in meinem Blog zu haben. Und noch schöner, dich in meinem Leben zu haben.

Liebe Grüße
Kerstin

PS: Ich brauche heute auch einen Beschützersong, weil ich mir Sorgen um jemanden mache, den ich nicht erreichen kann. Werde gleich Elephants auf Wiederholung setzen, Stöpsel in die Ohren und eine Runde laufen gehen. Ich hoffe, der Zauber wirkt auch bei mir.

Samstag, 16. Februar 2013

So klingt das Wochenende: THE RACONTEURS

Liebe Kerstin,

es ist kurz nach Mitternacht. Der Fliesenfußboden ist kalt, vor der Balkontür Schwärze, die Deckenleuchte ist an, aber verstrahlt ein eher schummriges Licht in der Altbauküche. Ich sitze mit nackten Beinen und einer Tasse Tee in der Hand (die Flasche Rotwein ist bereits leer getrunken) auf einem Barhocker, während F. ein Album nach dem anderen aus dem CD-Regal zieht und mir seine Lieblingssongs vorspielt. Ich mag das, sehr sogar. Nicht jedes einzelne Lied, aber dass er sich zeigt. Und wie wir so ganz unterschiedlich, aber gleich begeistert über Musik reden. Er schwärmt für bestimmte Gitarrenriffs, und die Art wie Piano, Gitarren und Drums sich ergänzen. Ich liebe die Stimmung eines Songs, das, was er bei mir auslöst. Begeistere mich für eine Stimme oder eine Textzeile.

Als er das Album der Raconteurs auflegt, sagt er gleich: Song 3, der ist toll! Und ich muss ihm Recht geben. Der hat mich auch sofort! Jack Whites Stimme ist unverkennbar. Dazu ein einprägsamer Klavierteil, ruppige Gitarren, und ein Text, der mich lächeln lässt, weil er irgendwie auch ganz treffend ist für uns beide. Was ist Wahrheit? Gibt es sie überhaupt? Die Sicht auf eine Sache kann bei zwei Menschen sehr unterschiedlich sein. Jeder tickt anders, hat andere Erfahrungen gemacht. Und auch wenn das Wissen darum die Probleme nicht löst, so hilft es doch zumindest bei einem gelasseneren Umgang damit. Jack White scheint mir da jedenfalls ganz optimistisch:

You don't understand me

But if the feeling was right

You might comprehend me

And I don't claim to understand you

But I've been looking around

And I haven't found, anybody like you

Hab ein verständnisvolles Wochenende,

Emmi

THE RACONTEURS – « You don’t Understand Me «



Liebe Emmi,

ich kann die Atmosphäre in F.s Küche förmlich spüren - toll hast du die Stimmung in Worte gepackt. Noch Vieles liegt im Dunklen, aber ihr traut auch und knipst das Deckenlicht an. Ist es nicht immer so am Beginn von Freundschaften und Beziehungen? Man wagt sich aus dem Halbschatten. Man zeigt sich. Man sucht das Vertraute in seinem Gegenüber, versucht, sich zu spiegeln und in ihm wiederzufinden. Und man ist gleichzeitig fasziniert, von dem Fremden, dem Andersartigen, dem Neuen, das da mit einem am Küchentisch sitzt.

Um diese Seiten aneinander zu entdecken, muss man miteinander kommunizieren. Viele reden dazu. Andere haben Sex. Ihr hört Musik. Nicht ausschließlich, hoffe ich. ;-) Musik ist eure Sprache und ich glaube, ihr spricht sie Beide fließend. Ich würde vermutlich einen Dolmetscher benötigen, um euch folgen zu können.

Ob einem dann jeder Ton gefällt, den man vorgespielt bekommt - das spielt keine Rolle. Eure gemeinsame Leidenschaft für Musik ist das Fundament, das trägt. Was ihr dann darauf gemeinsam baut, wird eine bunte Mischung sein aus den Werten, Einstellungen, Erfahrungen und Geschmäckern zweier Personen.

Ein wenig ist es wie mit Kunst. Man muss sie nicht verstehen, damit sie einen berührt. Ganz im Gegenteil: Oft wirkt sie gerade dann besonders stark, wenn man nicht versucht, sie zu interpretieren, sondern sie einfach nur auf sich wirken lässt.

Würde ich mir eine Liebe backen, würde ich den Teig mit einem Esslöffel Vertrautheit und eine großen Dosis Fremdheit abschmecken. Dann hat der Kuchen einen runden, vollen Geschmack.

Ich wünsche dir ein schönes Wochenende und noch viele solche Abende unter der Deckenleuchte in der Altbauküche. Und wenn das Licht dann doch ab und an in den Augen weh tut, gönnt euch eine Pause und zündet mal eine Kerze an.

Liebe Grüße

Kerstin

PS: Eigentlich hat F. ja den Song ausgesucht, oder? Willkommen auf dem Genussgipfel. Dein Musikgeschmack ist mir noch etwas fremd, aber ich mag den Text und deine Küche. Und ganz besonders mag ich, wenn Emmi so beflügelte Texte schreibt. Danke und bitte weiter so. ;-)